Oft gestellte Fragen zum Thema Krampfadern und Besenreiser
Wie werden Krampfadern eigentlich entfernt?
Bei Krampfadern handelt es sich um die erkrankten Seitenäste einer erkrankten Stammvene, nicht um die erkrankte Stammvene selbst.
Die Entfernung der Krampfadern erfolgt deshalb in zwei aufeinanderfolgenden Schritten, die aber in der Regel beide in einer Sitzung erfolgen können. Zunächst wird die betroffene Stammvene therapiert. Dies kann mit der klassischen Operation erfolgen, die bei schweren Fällen manchmal noch notwendig ist, oder aber mit einer der modernen, endovenösen Verfahren (EVT), die ambulant durchgeführt werden können.
Mit dem ersten Schritt wird die betroffene, erkrankte Stammvene «ausgeschaltet», also entfernt. Würde man die Therapie hier beenden, wären die erkrankten Seitenäste dieser Stammvene, also die eigentlichen Krampfadern, immer noch sichtbar. Diese Krampfadern müssen deshalb in einem zweiten Schritt durch die sogenannte Phlebektomie entfernt werden. Der Umfang der Phlebektomie hängt dabei stark von der Länge, dem Verlauf und der Anzahl der erkrankten Seitenäste (= Krampfadern) ab und kann von wenigen cm bis zu 2m betragen. Bevor also die eigentlichen Krampfadern entfernt werden können, sollte vorher die erkrankte Stammvene therapiert worden sein.
Man erkennt eine erkrankte Stammvene visuell von aussen übrigens nicht. Nur mit Ultraschalldiagnostik lässt sich eine Erkrankung der Stammvenen erkennen. Krampfadern sind ein Indikator für die Erkrankung einer Stammvene. Deshalb sollte man auch nicht zu lange warten mit einer Untersuchung, nachdem man erste Krampfadern entdeckt hat. Generell kann man sagen, je früher man die erkrankte Stammvene erkennt und therapiert, desto kleiner bleibt der Eingriff.
Ist langes Stehen Schuld an meinen Krampfadern?
Gesunde Beine sind eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung unseres Alltags, vor allem in einer älter werdenden Gesellschaft. Krampfadern sind daher nicht nur ästhetisch störend, sie sind auch ein medizinisches Problem. Der aufrechte Gang hat dazu geführt, dass das Venensystem der Beine zu sehr belastet wird. Die Venenklappen schliessen nicht mehr ausreichend, was dann durch den erhöhten Druck zu den bekannten, hässlichen Venenerweiterungen (Varizen) führt.
Die Varikosis wird also nicht erworben sondern ist angeboren. Rückstau des Blutes führt nicht nur zu Varizen, sondern auch zur Störung des Sauerstoffaustauschs in Haut und Unterhautgewebe, was Entzündungsvorgänge auslöst. Dies führt zu Schwellungen der Unterschenkel, Hautveränderungen, Juckreiz, Pigmenteinlagerung, Verhärtungen (Sklerose) und schlimmstenfalls zu offenen Beinen. Einmal aufgetretene Hautveränderungen sind häufig nicht mehr rückgängig zu machen. Umso wichtiger ist es, die Symptome zu erkennen und Massnahmen zu ergreifen. Mithilfe der Duplexsonographie (Ultraschall) kann die Krankheit einfach und sicher diagnostiziert werden.
Während früher die Kompressionstherapie als Goldstandard galt, werden jetzt frühzeitig minimalinvasive operative Behandlungen empfohlen. Diese können ohne langen Arbeitsausfall und damit kostengünstig durchgeführt werden.
Dazu gehören die endovenösen Therapien wie ClosureFast, Laser oder Radiofrequenz sowie die Schaumsklerotherapie. Diese Verfahren können ambulant in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Wochenlanges Tragen von Kompressionsstrümpfen im Anschluss an die Behandlung ist nicht mehr notwendig.
Vielen Menschen kann so das jahrelange Tragen von Kompressionsstrümpfen mit all seinen unangenehmen Nebenwirkungen erspart werden. Insbesondere ältere oder durch Arthrose behinderte Menschen sind häufig dazu auch gar nicht mehr in der Lage.
Sollte man nicht abwarten bis in’s Alter, bevor man sich Krampfadern entfernen lässt?
Patienten und auch Ärzte sind oft der Meinung, dass Krampfadern immer wieder kommen, und es deshalb sinnvoll ist, diese so spät wie möglich zu entfernen. Diese Vorstellung entbehrt aber jeglicher wissenschaftlicher Grundlage.
Richtig behandelte Krampfadern haben eine Rezidiv-Wahrscheinlichkeit von ca. 5 %. Da Krampfadern nicht nur ein ästhetisches Problem sind, sondern zu schweren Veränderungen der Haut und des Unterhautgewebes führen können, sollten sie so früh wie möglich behandelt werden. Einmal aufgetretene Hautveränderungen sind nicht mehr rückgängig zu machen.
Auch wenn tatsächlich ein Rezidiv auftritt, wie man Krampfadern nennt, die wieder kommen, ist eine baldmögliche Behandlung anzustreben. Je kleiner der Befund, desto kleiner der Eingriff.
Klassische Operation oder endovenöse Therapie?
Oft steht die Frage im Raum, welche Therapie die bessere ist; die klassische Operation (Crossektomie und Stripping) oder die endovenösen Therapieformen?
Beide Therapieformen haben ihre Berechtigung. Welche in Frage kommt, hängt von der individuellen Diagnose ab. Die endovenösen Therapie-Methoden sind mittlerweile so weit entwickelt, dass sie in der Mehrzahl der Fälle eingesetzt werden können.
Auch wird behauptet, die klassische Operation sei die „einzig wahre“ Methode, da sie die gründlichste sei und bei ihr keine Rezidive mehr auftreten würden. Bei den endovenösen Methoden würden sich die Venen in 1/5 der Fälle nicht richtig verschliessen.
In mehr als 20 Jahren Erfahrung mit allen Methoden können wir nur bestätigen, dass die modernen, endovenösen Methoden der klassischen Methode ebenbürtig ist. Nur, wenn die endovenösen Therapie-Formen unsachgemäss und nicht gründlich durchgeführt werden, kann es dazu führen, dass sich die betroffenen Venen nicht ganz verschliessen und sich demzufolge nicht ganz zurückbilden. Dies kann auftreten, wenn der Katheter zu schnell aus der Vene zurückgezogen wird und zu wenig Wärme induziert wird. Aber auch bei einer klassischen Operation ist Gründlichkeit oberstes Gebot. Auch die kleinen Seitenäste wollen entfernt sein (was mühsam für den Operateur ist), damit sich dort später nicht Rezidive bilden können.
Es wird auch gelegentlich behauptet, nur nach endovenösen Therapien würden Rezidive auftreten, bei der konventionellen Therapie nicht. Auch dies ist nicht richtig. Rezidive treten unabhängig von der Methode der durchgeführten Erst-Therapie wieder auf, Rezidive sind vornehmlich genetisch bedingt.
Habe ich Besenreiser, weil ich die Beine übereinander schlage?
Viele Patienten glauben, dass Besenreiser dadurch entstehen, dass sie ihre Beine übereinander schlagen beim Sitzen. Dies ist nicht richtig. Auch nach vielem Stehen bekommt man keine Besenreiser. Besenreiser treten eher selten auf als Folge von Krampfadern. Meist entstehen sie völlig unabhängig von kranken Venen. Selbst junge Menschen können unter Besenreisern leiden.
Häufiger treten sie aber bei älteren Menschen auf. Eine genetische Disposition (Vererbung) ist meist ausschlaggebend.
Krampfadern sind nicht nur ein kosmetisches Problem
Krampfadern sollten schon in einem frühen Stadium behandelt werden, weil sie zu Komplikationen wie Venenentzündungen, Hautveränderungen bis hin zum offenen Bein führen können. Es macht keinen Sinn, die Behandlung von Krampfadern aufzuschieben, da ein Eingriff dadurch nur umfangreicher würde.
Nicht selten sind auch die tiefen Venen betroffen, deren krankhafte Veränderung zwar nicht so deutlich in Erscheinung treten, deren Auswirkungen aber dennoch nicht zu unterschätzen sind. Durchblutungsstörungen führen dann zu Hautveränderungen bis hin zum sogenannten „offenen Bein“, obwohl man oberflächlich keine geschlängelten Krampfadern feststellen kann.
Wohin fliesst das Blut, wenn eine erkrankte Vene entfernt wurde?
Wurde eine erkrankte, oberflächliche Vene operativ entfernt oder mit einer der endovenösen Therapien verödet stellen sich viele Patienten die Frage, wohin das Blut dann fliesst? Welche Ausweichmöglichkeiten hat das venöse Blut dann?
Das oberflächliche Venensystem ist ein stark verzweigtes „Netzwerk“ von Venen. Fällt eine Stammvene aus, findet das Blut zahlreiche andere und gesunde Venen, durch das es zurück zum Herzen fliesst. Man kann sich das System wie kommunizierende Röhren vorstellen. Selbst, wenn man mehrere erkrankte Stammvenen entfernen oder veröden würde, hat das keinen negativen Einfluss auf den Rückfluss des Blutes.
Kommen Krampfadern immer wieder?
Das Wiederauftreten von Krampfadern nach Therapie nennt man Rezidivvarikosis. Als Rezidive bezeichnet man nur Krampfadern, die an einer bereits operierten Stelle wieder auftreten.
Die Wahrscheinlichkeit, dass bei sorgfältiger Erstbehandlung nach einigen Jahren Rezidive auftreten, liegt bei unter 5%. Man nennt das dann Neoangiogenese. Häufig treten diese Rezidive in der Leiste oder in den Kniekehlen auf.
Die meisten Rezidive treten allerdings auf, wenn bei der Erstbehandlung Fehler gemacht wurden. Es handelt sich dann nicht um echte Rezidive. Gründe für das Wiederauftreten von Krampfadern sind in diesen Fällen nicht entfernte, kranke Venenabschnitte. Bildet sich ein Rezidiv, egal aus welcher Ursache, sollte es möglichst frühzeitig behandelt werden. Dadurch kann der Eingriff klein gehalten werden.
Was macht eigentlich ein Venerologe?
Ein Venerologe befasst sich NICHT mit Venen, was man eigentlich vermuten würde.
Ein Venerologe befasst sich mit Geschlechtskrankheiten. Venerologie ist die Lehre von den sexuell übertragbaren (venerischen) Krankheiten (das Wort stammt von „Venus“, Venus war die römische Göttin der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit.)
Das hätten Sie jetzt nicht gedacht, oder?
Kompressionsstrümpfe beseitigen keine Krampfadern
Das Tragen von Kompressionsstrümpfen bei Krampfadern wird häufig als Therapie empfohlen. Das Tragen allein lindert häufig die Symptome wie Schweregefühl und Schwellung, es beseitigt aber die sichtbaren Krampfadern grundsätzlich nicht. Die Kompressionsstrümpfe müssen ohne eine invasive Therapie lebenslänglich getragen werden.
Nachteile der Kompressionstherapie sind der mangelnde Komfort bei Hitze. Das selbständige Anziehen ist zudem für viele – insbesondere alte oder kranke – Menschen kaum mehr mehr möglich.
Liegt eine Erkrankung des tiefen Venensystems oder des Lymphsystems vor, ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen aber die einzig mögliche Therapie.
Nach einem operativen Eingriff (chirurgisch oder endovenös) unterstützt das Tragen von Kompressionsstrümpfen den Heilungsprozess. Meist sind dafür wenige Tage ausreichend.
Es gibt verschiedene Kompressionsklassen (I-III), wobei die Kompressionsklasse I die schwächste ist. Die Krankenkassen bezahlen nur die Kompressionsklassen II und III. Pro Jahr werden zwei Paar erstattet. Daneben gibt es auch Stützstrümpfe, die noch weniger Druck ausüben, häufig aber trotzdem ausreichend sind, um leichte Schwellungen zu vermeiden. Auch diese werden von den Krankenkassen nicht erstattet.
Was macht ein Phlebologe?
Das Wort Phlebologie setzt sich aus dem griechischen Wort phleps (= Blut-Ader) und logos (= Lehre) zusammen. Der Phlebologe (die Phlebologin ist auch gemeint) befasst sich mit Gefässerkrankungen, insbesondere den Erkrankungen des Venensystems.
Ist der Phlebologe zusätzlich Chirurg, kann er sämtliche notwendigen Therapien durchführen, inklusive der klassischen Operation «Crossektomie und Stripping». Das hat den Vorteil, dass ein vollständiger Therapieplan entwickelt und vom gleichen Arzt in der optimalen Reihenfolge als ganzheitliche Therapie durchgeführt werden kann, wie das beim Venenzentrum Zürcher Oberland praktiziert wird.